Die Geschichte der Kosmetik – Pflege, Schönheit, Körperkult (Teil 1)

Die heutige Kosmetik ist das Ergebnis einer Jahrtausende währenden Tradition.

Wir finden überraschende Gemeinsamkeiten zwischen „damals“ und „heute“ und stoßen auf Ansichten, die gar nicht so weit hergeholt scheinen.

Wussten Sie, dass die Kosmetik in früheren Zeitepochen eng mit der Medizin verbunden war? Die Pflege und Verschönerung des Körpers gehört zu den Menschen seit den Anfängen ihrer kulturellen Entwicklung. Älteste Zeugnisse dafür sind über 6000 Jahre alt.

Eine Reise in die Vergangenheit – Wie und wo fing alles an?

Die Wiege der Kosmetik stand im Alten Ägypten (4000 v. Chr.). Die Ägypter stellten aus Ölen und Wachsen Salben her, die das Austrocknen der Haut verhindern sollten. Sie verwendeten auch Honig und Milch, Heilerde und Kleie. Mit speziellen Farben betonten Frauen wie Männer ihre Augen und Lippen. Die Farbe für die Augen wirkte desinfizierend und schützte vor Infektionen der Augen. Haut und Nägel wurden mit Pasten gefärbt, die zum Beispiel Henna enthielten. Um die Zähne zu pflegen, kauten die Ägypter auf pflegenden Kräutern.

Duftstoffe wurden aus Blüten, Harzen und Baumrinde gewonnen. Die Ägypter gaben auch ihren Verstorbenen Kosmetikutensilien mit: Reich verzierte Spiegel, kostbare Kämme, Pinzetten und phantasievoll geformte Gefäße erzählen uns heute von dem hohen Stellenwert, den die Kosmetik schon damals einnahm.

Zwei Frauen jener Epoche waren schon zu Lebzeiten für ihre Schönheit berühmt: Die Kaiserin Nofretete (um 1370 v.Chr.) und die Pharaonin Kleopatra (69 v.Chr.-30 v.Chr). Beide waren sich bewusst darüber, dass ihre Macht und ihr Ansehen eng mit ihrer Schönheit verbunden waren. Von beiden wissen wir, dass sie ihren Körper intensiv pflegten und sorgfältig verschönerten.

Kosmetik und Medizin waren lange Zeit eng miteinander verbunden. Von dem berühmten griechischen Arzt Hippokrates von Kos (460 v.Chr.-370 v.Chr.) sind kosmetische Rezepturen aus Kräutern und Pflanzen überliefert. Er gab genaue Anleitungen, wie Pflegecremes und Badezusätze herzustellen waren, um bestimmte Wirkungen zu erzielen.

Die Griechen und die Römer: Körperkult und Badespaß

Was hat „Kosmetik“ mit „Kosmos“ zu tun? Beide Begriffe haben ihren Ursprung im griechischen „Kosmein“, das für „Ordnen, Reinigen, Schmücken“ steht. Die Griechen verstanden Schönheit als Ergebnis einer natürlichen Ordnung, Harmonie mit dem Körper. Sie pflegten mit Sport und Ernährung einen Körperkult, der bis heute zu einer gesunden Lebensweise gehört. Bei der Körperpflege und dem Schminken halfen ihnen die „Kosmeten“; Sklavinnen, die spezielle Ausbildungen genossen hatten.

Lebensfroh und genussvoll ging es im Römischen Reich (500 v.Chr – 500 n.Ch.) zu. Die römischen Bäder dienten als Zentren der genussvollen Körperpflege. Vergleichen wir diese Thermen mit unseren heutigen Wellnessanlagen, entdecken wir viele Gemeinsamkeiten.

Von Wechselbädern über Schwimmbecken bis hin zur Sauna nutzten die Römer die wohltuenden, gesundheitsfördernden Eigenschaften des Wassers.

Mit Früchten und Duftstoffen vermengt wurde Wasser für Schönheitswaschungen genutzt. Auch Parfüms gab es in reicher Auswahl.

Das Mittelalter – Die Kosmetik wurde verbannt

Bis ins Mittelalter (500 – 1500 n Chr.) blieb die Badefreude der Römer erhalten. Auch für einfache Menschen wurden Badehäuser errichtet; die Hygiene kam bei allem nicht zu kurz. Die Gäste der Badehäuser wurden vom Bader betreut, damals ein neuer Berufsstand. Er gab Massagen und trug Cremes auf, kümmerte sich aber auch um medizinische Probleme wie Wunden, Hühneraugen und kranke Zähne.

Nach  dem Zusammenbruch des römischen Reiches verwaisten die Badehäuser für die ärmeren Menschen. Unter dem Einfluss der christlichen Kirche wurden kosmetische Körperanwendungen in den Hintergrund gedrängt. Die Menschen sollten sich mehr den inneren Werten zuwenden als dem Kult um ihren Körper.

Tödliche Krankheiten wie Cholera und Pocken jagten den Menschen Angst und Schrecken ein. Aus Angst vor Ansteckung blieben die Menschen den Badehäusern fern. Stattdessen verwendeten sie Duftstoffe, um sich sauber zu fürhlen. Die Badehäuser wurden allmählich geschlossen und vielerorts mangelte es an Sauberkeit und Hygiene, so dass die gefürchteten Krankheiten sich noch weiter ausbreiten konnten.

In dieser Zeit lebte auch die Nonne Hildegard von Bingen (1098 – 1179). Sie beschäftigte sich mit der Gesundheit und dem Wohlgefühl der Menschen und entwickelte viele Rezepturen für die innere und äußere Anwendung.

Viele dieser Rezepte sind bis heute überliefert. Hildegard von Bingen wusste um die heilsame und auch verschönernde Wirkung vieler Kräuter und stellte Tinkturen, Cremes und Aufgüsse für Dampfbäder her.

So war das Mittelalter nach dem Niedergang der Badehäuser einerseits von mangelnder Hygiene gekennzeichnet, andererseits gab es aber auch viele Vorschriften, wie der Körper zu pflegen sei und die Übertragung von Krankheiten verhindert werden sollte.

Im späteren Mittelalter trennten sich Medizin und Kosmetik; fortan wurde klar zwischen Therapie und Schönheitspflege unterschieden.

Getrennte Wege: Medizin und Kosmetik

Schönheit wurde immer mehr zum fragwürdigen Luxus. Eine Frau mit rot geschminkten Lippen riskierte ihren „guten Ruf“. Ärzte wendeten sich den krankhaften Hautbildern zu, grenzten sich jedoch klar von kosmetischen Anwendungen ab. Von dem berühmten französischen Arzt und Lehrer Henri de Mondeville (1260 -1320) ist das Lehrbuch „Cyrurgia“ erhalten, in dem er kosmetische und medizinische Anwendungen klar voneinander abgrenzt.

So verbannte die Medizin den Aspekt der Schönheit und die Kosmetik vernachlässigte die medizinischen Aspekte der Hautpflege.

Lesen Sie im 2. Teil, wie sich die Kosmetik in der Neuzeit entwickelte und wie Medizin und Kosmetik wieder aufeinander zu gingen.

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